Die Wasserkunst in Kassel ist für Fotografen in vielfacher Hinsicht eine Erweckung ... unsere Parkführerin erklärte uns die Wasserkunst folgendermaßen:
Der Barock war das Zeitalter der Inszenierung. Wenn also der Fürst die Wasserkunst haben wollte, dann wollte er gleichzeitig auch – heute würden wir sagen – eine multimediale Inszenierung.
Vom ersten Tag an war die Wasserkunst für jederman zugänglich: Hofstaat, Bauern, Stadtbewohner ...
Damit geschah folgendes: die Wasserkunst war in einer grandios inszenierten Parklandschaft eingebettet. Zuerst füllte sich die Landschaft mit vielen Menschen – diese waren bunt, laut und bewegten sich. Danach gab es die ersten Geräusche durch das Wasser: im oberen Becken wurde zuerst ein Sirenenton erzeugt, danch rauschte das Wasser abwärts und füllte schliesslich alle Becken. Das wiederum führte zu lauten "Ah" und "Oh" und Beifall.
Der Fürst saß derweil ganz oben und beobachtete die Szene so, wie wir uns heute eine spannenden Kinofilm ansehen.
Heutzutage befinden wir uns in einem anderen Zeitalter der (fotografischen) Inszenierung – man denke nur an die Selfies, die Essensfotografie, die ewig gleichen Instagram-Bilder und die kaum noch unterscheidbaren Titelblätter in den Zeitschriftenauslagen.